Ende Oktober geht Ruth Beer in ihre wohlverdiente Pension. Die langjährige Elektra-Kundenberaterin über unbezahlte Stromrechnungen, einen Polizeieinsatz am Schalter und die Fähigkeit, geduldig zu bleiben.
«Freude und Geduld sind das Wichtigste»
Ruth Beer, Kundenberaterin
An meinen ersten Arbeitstag kann ich mich gut erinnern», sagt Ruth Beer. «Das war an einem 1. Dezember. Ich wurde um acht Uhr in Empfang genommen, und eine Arbeitskollegin zeigte mir alles.» Auch ihre allererste Aufgabe ist der Kundenberaterin noch präsent. «Da musste ich am Computer die ersten Zählerwechsel vornehmen.» Ruth Beer fühlte sich vom ersten Moment an wohl bei der damaligen Elektra Fraubrunnen. «Den Zusammenhalt und das Familiäre fühle ich immer noch, auch wenn sich das Team in all den Jahren natürlich immer wieder verändert hat.» Achtzehn Jahre sind verstrichen seit dem ersten Arbeitstag im Winter 2003. Bald schon steht der letzte Einsatz an. Ruth Beer wird Ende Oktober pensioniert. Zeit, zurückzublicken.
Ein Ohr für jedes Kundenanliegen
Ihre KV-Lehre hat Ruth Beer in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts bei den Industriellen Betrieben in Interlaken absolviert. «Da habe ich mir das inhaltliche Rüstzeug für meine spätere Aufgabe bei der Elektra geholt.» Den geduldigen Umgang mit Kundenanliegen und eine dicke Haut hat sich Ruth Beer später im Abo-Service einer Zeitung angeeignet. Ob am Telefon, am Schalter oder seit Jahren auch per E-Mail: «In den entscheidenden Momenten freundlich und ruhig zu bleiben, gehört zu meiner Aufgabe dazu.» Die Fragen drehen sich beispielsweise um Stromrechnungen und Zahlungsaufschübe. «Kann ich die Rechnung später bezahlen? Ich war gerade in den Ferien.» Oder: «Wieso ist meine Rechnung so hoch?» Klassiker aus Ruth Beers Arbeitsalltag im Kundendienst. «Im Gespräch stellt sich dann oft heraus, dass Kunden Stromfresser wie Elektroöfeli installiert haben oder dass der Fernseher permanent läuft.» Und wie geht sie mit Anfragen nach Zahlungsaufschub um? «Da sind wir von Fall zu Fall auch mal kulant, suchen nach Lösunge und handeln mit Herz», sagt Ruth Beer. «Aber nach der zweiten Mahnung müssen wir schon konsequent sein und einem Kunden leider auch mal den Strom abstellen.»
Der Ton ist schroffer geworden
Die Arbeit im Kundenservice der Elektra ist breit gefächert. «Du musst querbeet über alles im Betrieb Bescheid wissen», bringt Ruth Beer die Aufgabe auf den Punkt. Telefonanfragen an die richtigen Stellen weiterleiten, erklären, wie man einen Stromzähler abliest, Umzüge erfassen, Beratungen zu den Stromprodukten, hin und wieder sogar Kunden beruhigen. «Wir mussten auch schon die Polizei rufen, weil sich ein Kunde am Schalter dermassen unflätig verhalten hat. Natürlich ging es dabei um seine Stromrechnung. » Solche Erlebnisse oder Beleidigungen am Telefon kämen zwar selten vor. Es gebe sogar hin und wieder Kunden, die sich mit einem kleinen Geschenk wie einem Schoggihärzli für eine Auskunft bedanken. «Aber insgesamt ist der Ton in den letzten Jahren schon etwas schroffer geworden. Viele Leute haben keine Geduld mehr, auf eine Dienstleistung zu warten.» Gut, sind viele Services der Elektra auch online und rund um die Uhr abrufbar. «Das ist natürlich schon ‹gäbig›.» Aber der direkte Austausch mit den Menschen am Schalter oder am Telefon habe mit der Digitalisierung deutlich abgenommen. «Dieser Kontakt mit Menschen aller Art wird mir wohl auch in Zukunft ein bisschen fehlen.»
Der Kundenservice der Elektra
Ob Fragen zur Stromrechnung, zu Stromunterbrüchen, zum Ablesen der Zählerstände, zu Namensänderungen oder zu Ihrem Umzug: Der Kundenservice der Elektra ist gerne für Sie da. Zu Bürozeiten persönlich unter 031 763 31 32 und jederzeit auch online. Im Online-Kundencenter können Sie zudem jederzeit auf Ihre Produkte und Dienstleistungen zugreifen, die persönlichen Daten bearbeiten, das Stromprodukt wechseln oder die Rechnungen prüfen.
Zwischen Fraubrunnen und Frankreich
Langweilig wird es Ruth Beer und ihrem Ehemann nach der Pensionierung ganz sicher nicht. «Wir verbringen seit über zwanzig Jahren jede freie Minute in Frankreich und haben ein Haus in der Franche-Comté. Da gibt es auch künftig allerhand zu tun.» Das etwa 200 Jahre alte Bauernhaus mit viel Umschwung wird künftig zum hauptsächlichen Lebensmittelpunkt des Ehepaars. «Mir gefallen die französische Sprache, die Kultur, das Essen. Frankreich zieht mich magisch an.» Das Wasser ebenfalls. «Das kommt wohl aus meiner Kindheit. Ich bin als Tochter eines Berufsfischers am Thunersee aufgewachsen. Ohne Gewässer geht’s nicht.» Doch wie bereits erwähnt, bestehen die Aufenthalte in Frankreich nicht bloss aus Baden und Fischen in der nahen Saône und aus Faulenzen. «Im und am Haus gibt es immer noch einiges zu renovieren. Zudem möchten wir im Frühling einen Gemüsegarten anlegen.» Klingt nach viel Arbeit. «Ja, das stimmt. Aber keine Angst, der Genuss kommt ganz sicher nicht zu kurz.»
Ein Abgang mit einem Lächeln
Irgendwann findet jedes Berufsleben sein Ende. Im Falle von Ruth Beer fällt der letzte Arbeitstag in den Oktober 2021. «Ich habe immer gerne gearbeitet, aber jetzt bin ich schon froh, pensioniert zu werden und mich anderen Dingen zu widmen», sagt sie. Wie ihr letzter Arbeitstag aussehen soll, weiss Ruth Beer noch nicht. Sie schmunzelt. «Wenn ich das letzte Mal das Headset ablege, ist dann halt einfach Schluss. Aber ich gehe mit vielen positiven Erlebnissen und mit einem guten Gefühl.» Man mag es ihr gönnen – «au revoir, chère Ruth».
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