Um die Energieziele des Bundes zu erreichen, sind nicht nur Industrie, Forschung und Politik gefordert, sondern die gesamte Bevölkerung. Die sechsköpfige Familie Loosli aus Zuzwil beweist, dass eine konsequent nachhaltige Lebensgestaltung vor allem eines ist: sinnvoll.
«Unser Schicksal hängt nicht von den Sternen ab, sondern von unserem Handeln.» Nur ein Kalenderspruch? Vielleicht. Gleichzeitig handelt es sich um eine Weisheit, die nicht nur zeitlos, sondern in Bezug auf heutige Klima- und Energiediskussionen hochaktuell ist. Looslis haben genau diesen Satz auf die Titelseite ihres Eingabedossiers für den «Energie Award 2019» geschrieben. Denn was William Shakespeare einst auf den Punkt gebracht hat, ist bei der Familie aus Zuzwil hunderte Jahre später tief verinnerlicht.
Am Anfang stand ein einziges Panel
Looslis haben bereits 2012 im kleinen Rahmen damit begonnen, eigenen Strom herzustellen. «Mit einem einzigen Solarpanel im Garten haben wir unseren ersten eigenen Strom produziert. Das hat uns sehr beeindruckt», sagt Isabelle. 2015 haben sie das gesamte Haus im Oberdorf übernommen, kurz darauf das ganze Süddach mit Panels bedeckt. Ob fürs Elektroauto, den Wärmepumpenboiler oder fürs Heizen und Kühlen: Looslis produzieren mehr Strom als sie brauchen, ausser in der Nacht natürlich. «Unter dem Strich haben wir keine Stromkosten mehr. Im Gegenteil, mit der Rückvergütung für die Energie, die wir ins Hauptnetz einspeisen, verdienen wir sogar Geld.»
«Unter dem Strich haben wir keine Stromkosten mehr.»
Isabelle Loosli
Spielzimmer statt Öltank
In einem weiteren Schritt haben Looslis vor zwei Jahren die Kellerdecken isoliert und die Ölheizung durch zwei Luft-Luft-Wärmepumpen ersetzt. Ein Prinzip, das vor allem in Schweden verbreitet ist. «Vereinfacht erklärt, entnehmen die beiden Wärmepumpen der Aussenluft die Energie und die sechs Innengeräte wärmen damit die zirkulierende Luft im Haus», sagt Lukas. «Trotz Luftumwälzung bleibt die Luftfeuchtigkeit optimal.» Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt: Wo im Keller früher ein 10’000-Liter-Öltank stand, ist heute ein Spielzimmer.
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Es geht um Sinn und Unsinn
Der grosse Gemüsegarten, ein stilvoll eingerichtetes Haus und allerlei Unterhaltungselektronik, wie man sie heute in jedem Haushalt findet: Den beiden Sozialpädagogen Isabelle und Lukas und ihren vier Töchtern fehlt es an nichts. Allerdings wägen sie vor jedem Kauf genau ab, ob man etwas wirklich braucht, woher es kommt und ob die Herstellung des Produkts vertretbar ist. «Computer, Kleider oder Instrumente – unsere Anschaffungen sind meist Occasionen», sagt Lukas. «Wir tragen Sorge zu den Dingen und in der Küche landet nichts Essbares einfach so im Abfall.» Das macht Sinn, denn wer täglich Gartenarbeit leistet, will seine Ernte auf dem Teller sehen, nicht im Kübel. Looslis sind grösstenteils Selbstversorger. Auch was den Strom betrifft.
«Sämtliche Anlagen sind in etwa acht Jahren amortisiert.»
Lukas Loosli
Informieren und inspirieren
Das eigene Haus und die damit verbundene Umgebung nachhaltiger zu gestalten, ist eine Investition, die sich gemäss Lukas durchaus lohnt: «Wir haben vieles selber gemacht und alles in allem abzüglich diverser Förderbeiträge etwa 79’000 Franken ausgegeben. In etwa acht Jahren sind die Anlagen amortisiert». Das Ziel von Looslis ist es, auch andere Familien zu mehr Nachhaltigkeit beim Wohnen und Leben zu inspirieren. «Wobei wir niemand verurteilen, der anders lebt», sagt Isabelle. Informieren statt missionieren, so das Motto. Und handeln. Oder um es nochmals in Form eines Kalenderspruchs auszudrücken: Machen ist wie wollen. Nur krasser.
Die Looslis aus Zuzwil gehören zu den Preisträgern des Energie Awards 2019. Der Award wird jährlich von der Genossenschaft Elektra, Jegenstorf und der Energieregion Bern-Solothurn vergeben. Der Preis ist mit gesamthaft 10000 Franken dotiert. Mit dem Energie Award machen die Initianten auf innovative und visionäre Lösungen im Energiebereich aufmerksam. Informationen und Bewerbungsunterlagen finden Sie unter:
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