«Flexibilitäten nutzen»
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10.03.2025

Michael Bhend von der Elektrizitätskommission ElCom spricht im Interview über Ausgleichsenergie, dynamische Tarife und Wetterprognosen.

Was ist die Rolle der ElCom in der Umsetzung des neuen Stromgesetzes?

Hauptverantwortlich sind die Netzbetreiber. Die ElCom trifft alle Entscheide, die für den Vollzug des Gesetzes notwendig sind. Neben der bisherigen Überwachung der Netztarife kommen neu wohl verstärkt auch komplexe Streitfälle zu Energieverbrauchsgemeinschaften und Rückliefervergütungen sowie Fragen zu dynamischen Tarifen hinzu.

«Die jährlich in der Schweiz zugebaute Leistung an Photovoltaik entspricht derjenigen eines Kernkraftwerks.»

Michael Bhend

Warum sind dynamische Tarife so wichtig?

Pro Jahr werden derzeit rund 1500 Megawatt Photovoltaik ans Netz angeschlossen. Dies entspricht der installierten Leistung eines grösseren Kernkraftwerks. Die hohe Dynamik beim Zubau und die Wetterabhängigkeit sind für die Ausbalancierung des Netzes eine Herausforderung. Dynamische Tarife geben einen Anreiz, verbrauchsseitige Flexibilitäten zu nutzen. Dadurch ist es auch möglich, die Prognosen zu verbessern und den Bedarf an Ausgleichsenergie zu reduzieren.

Wie lässt sich die Qualität dieser Prognosen verbessern?

Um eine gute Prognose für den Folgetag zu machen, braucht es möglichst verlässliche Messwerte vom Vortag. Viele Netzbetreiber haben die Messdatenprozesse noch nicht ausreichend automatisiert. Auch der Datenaustausch mit vor- und nachgelagerten Netzbetreibern muss verbessert werden. Weitere wichtige Faktoren für die Prognosequalität sind die Automatisierung und die Professionalisierung der Wetterprognose.

Um die Schwankungen in der Solarproduktion frühzeitig zu erkennen?

Genau. 2024 traten vor allem nach Wochenenden oder Feiertagen Unregelmässigkeiten auf, beispielsweise wenn sich das Wetter über das Wochenende und die Feiertage nicht wie erwartet entwickelt hatte. Die Versorger dürfen aber nicht nur vom wahrscheinlichsten Szenario ausgehen. Gerade bei unsicheren Prognosen sind häufigere Wetterprognosen wichtig.

Gerade kleine Stromversorger können sich aber kaum ihren eigenen Meteorologen leisten.

Kaum effizient ist, wenn kleinere Versorger für sich selber Prognosen machen und in Echtzeit darauf reagieren möchten. Dies erfordert eine hohe Verfügbarkeit an 365 Tagen pro Jahr mit automatisierten Wettermodellen und einem Zugang zu Handelsplattformen. Aus Effizienzgründen dürfte es für diese Versorger sinnvoll sein, die zunehmend komplexen operativen Prozesse professionell auszuschreiben und auszulagern. Prüfenswert sind auch Kooperationen mit anderen Netzbetreibern, um Synergien zu nutzen.

Michael Bhend ist stellvertretender Geschäftsführer und Leiter Sektion Netze und Europa der ElCom.

Autor*in Simon Eberhard
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