Eine zuverlässige Energieversorgung ist für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft zentral. Deshalb ist es entscheidend, dass Politik und Bevölkerung gemeinschaftlich zur Versorgungssicherheit beitragen. Im Februar hat der Bundesrat ein Massnahmenpaket geschnürt, um der Stromknappheit gezielt entgegenzuwirken.
Wir befinden uns an einem Wendepunkt. Bald brauchen wir in der Schweiz mehr Strom als uns heute zur Verfügung steht. Bis ins Jahr 2050 rechnen Expertinnen und Experten mit einem zusätzlichen Strombedarf, der die Produktionsmenge der heutigen Wasserkraft komplett verschlingt. Eine starke Verbesserung der Energieeffizienz allein kann diese Entwicklung nicht aufhalten. Hinzu kommt, dass mit der drohenden Stromknappheit nicht nur wir, sondern alle europäischen Staaten umgehen müssen. Aktuell bezieht die Schweiz jährlich für etwa fünf Milliarden Franken Energie aus dem Ausland. Es zeigt sich ab, dass Energieimporte zu guten Konditionen in Zukunft nicht mehr möglich sein werden.
Sichere Stromversorgung – jederzeit, ausreichend und ohne Unterbruch
Nur wenn in der Schweiz genug Strom produziert wird und die Netze stabil sind, kann die Versorgungssicherheit garantiert werden. Damit die Verbraucherinnen und Verbraucher die gewünschte Menge an Elektrizität jederzeit, ohne Unterbruch und zu angemessenem Preis beziehen kann, muss die drohende Versorgungslücke geschlossen werden. «Es braucht einen massiven und viel schnelleren Ausbau aller erneuerbaren Energien im Inland», ist VSE-Direktor Michael Frank im Interview überzeugt. Diesen dringenden Handlungsbedarf sieht auch der Bundesrat. Er setzt sich für eine ausreichende, breit gefächerte, sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung ein. Die Ziele der Energiestrategie 2050 dienen dabei als Leitsterne: der Ausstieg aus der Kernenergie, die Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau erneuerbarer Energien.
Reserven für den Notfall
Bereits ab dem Winter 2022/23 will der Bundesrat eine Wasserkraftreserve einrichten. Speicherkraftwerksbetreiber behalten eine bestimmte Menge Energie zurück, auf die dann bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. Im Fall ausserordentlicher Knappheitssituationen sollen zusätzlich klimaneutral betriebene Reserve-Kraftwerke zum Einsatz kommen. Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) bereitet aktuell die benötigten Bestimmungsanpassungen vor und beginnt mit den Vorbereitungsarbeiten für eine allfällige Ausschreibung von Reserve-Kraftwerken.
Mehr Wind- und Wasserkraft
Grosse Wasser- und Windkraftanlagen werden eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Schweizer Stromversorgung spielen. Anfang Februar 2022 hat der Bundesrat deshalb entschieden, die Planungs- und Bewilligungsverfahren für solche Anlagen zu beschleunigen. Die Vorlage befindet sich aktuell in der Vernehmlassung durch das Parlament.
Förderung von Solarenergie – auch auf Neubauten
Auch der Zubau bei der Solarenergie will der Bundesrat vorantreiben. Auf Dächern und an Fassaden von Gebäuden liegt in der Schweiz viel Potenzial brach. Um dieses besser zu nutzen, schafft der Bund Anreize: Investitionen für Photovoltaik-Anlagen können neu nicht nur bei Sanierungen, sondern auch bei Neubauten von den Steuern abgezogen werden. Die Zulassung von Photovoltaik-Anlagen an Fassaden wird vereinfacht. Die parlamentarische Vernehmlassung dieser Entscheide dauert bis am 23. Mai 2022.
Private Stromproduktion stützt die Energiestrategie
Es ist erfreulich, dass immer mehr Schweizerinnen und Schweizer selbst Strom auf ihrem Dach produzieren. Eine positive Entwicklung! Im Verbund mit obenstehenden Massnahmen kann die Selbstversorgung privater Haushalte einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten.
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