Als Leiter Netze ist Jan Giger dafür verantwortlich, dass die Stromversorgung der Elektra sowohl den aktuellen wie auch künftigen Herausforderungen standhält. Ein Thema, das ihn dabei beschäftigt, ist die Elektrifizierung des Strassenverkehrs. Ein neuer Ladetarif für Elektromobilisten soll künftig Lastspitzen am Feierabend verhindern.
«Systemrelevant» – ein Begriff, der in den letzten Monaten oft gefallen ist und hierzulande gar zum Wort des Jahres 2020 gewählt wurde. Auch wenn die Meinungen auseinandergehen, welche Sektoren denn nun für Gesellschaft und Wirtschaft unabdingbar sind und welche nicht, steht eines unbestritten fest: Die Strombranche ist systemrelevant, ohne eine intakte Energieversorgung funktioniert nicht viel. «Unsere Aufgabe ist es, diese Energieversorgung für unsere Kundinnen und Kunden jederzeit sicherzustellen», sagt Jan Giger, Leiter Netze bei der Elektra. «Eine spannende Aufgabe, die derzeit durchaus mit einigen Herausforderungen verbunden ist.» Wie wahr, denn die Stromnetze, wie sie heute bestehen, sind sukzessive im Verlauf der letzten rund hundert Jahre entstanden. «Deshalb ist es wichtig, die Netze vorausschauend zu planen und weiterzuentwickeln», sagt Giger, «und nicht zuletzt die Weichen für kommende Herausforderungen zu stellen.» Womit wir beim Stichwort Elektromobilität angelangt sind.
«Mit dem neuen Ladetarif wollen wir unser Stromnetz entlasten»
Jan Giger, Leiter Netze
Die Krux mit den Lastspitzen
Das Netz der Elektra, keine Frage, ist in tadellosem Zustand. Mit der zunehmenden Elektrifizierung des privaten Strassenverkehrs und den dazugehörigen Ladestationen kann es aber durchaus sein, dass das Stromnetz zu Spitzenzeiten an seine Grenzen stösst. «Die Elektra begrüsst die Entwicklung der Elektromobilität», sagt Jan Giger, der privat ebenfalls ein E-Auto fährt. «Aber als Energieversorgerin haben wir festgestellt, dass das Netz dadurch ungleichmässig belastet wird.» Gerade an Werktagen kann es vorkommen, dass das Verteilnetz abends zwischen 18 und 20 Uhr besonders hohe Strombezüge verkraften muss. «Wenn am Abend alle gleichzeitig ihr Elektroauto aufladen und kochen, verbrauchen wir viel Energie.» Noch sei das kein Problem. «Aber mit zunehmender Elektromobilität kann das unser Netz überlasten.» Und genau das gilt es zu vermeiden. Deshalb müssen sogenannte Lastspitzen gekappt werden, um punktuelle Stromengpässe und hohe Investitionen zu vermeiden.
Neuer Sondertarif für Elektromobilität
Die Elektra reagiert auf die neuen Herausforderungen und lanciert ab 1. Januar 2022 einen neuen Ladetarif für Elektromobilisten mit eigener Ladestation. Das Prinzip ist simpel: «Wir wollen vermeiden, dass zu den erwähnten Zeiten das Netz durch Ladevorgänge zusätzlich belastet wird», erklärt Jan Giger. «Deshalb führen wir ein Bonus-Malus-System ein, das jene belohnt, die ihr E-Auto netzdienlich laden.» Will heissen: Wer werktags zwischen 18 und 20 Uhr lädt – wenn ohnehin viel Energie verbraucht wird –, zieht den Malus. Während dieser Zeit kostet die Kilowattstunde gegenüber dem Basispreis zwei Rappen mehr. Wer hingegen flexibel handelt und auf den Samstag oder den Sonntag ausweicht, wird mit einer Preisreduktion von zwei Rappen pro Kilowattstunde belohnt. Bei den restlichen Tages- und Nachtzeiten gilt der übliche Tarif. «Damit lassen sich jährlich etwa fünfzig Franken einsparen, was an und für sich nicht viel ist», relativiert Jan Giger. «Aber es geht uns insbesondere um die Sensibilisierung unserer Kundinnen und Kunden.» Und darum, bereits jetzt jene Systeme einzuführen, die künftig immer relevanter sein werden. Aktuell kurven rund zweihundert E-Autos durchs Versorgungsgebiet der Elektra. Aber: «Wir gehen davon aus, dass unser Stromabsatz aufgrund der zunehmenden Anzahl an Elektrofahrzeugen in zehn bis fünfzehn Jahren um etwa zwanzig Prozent steigen wird.»
Korrekte Abrechnung dank Smart Meter
Wer aber kontrolliert, wann ich mein Elektroauto lade und wann nicht? Jan Giger: «Wer sich für den Wahltarif entscheidet, wird von uns mit einem Smart Meter ausgestattet, der exakt erfasst und übermittelt, zu welchem Zeitpunkt das Fahrzeug geladen wurde.» Apropos: Was die intelligenten Stromzähler betrifft, befindet sich die Elektra aktuell in der Testphase. Zweihundert Geräte wurden bereits installiert, weitere folgen in den nächsten Monaten und Jahren. Und sie werden künftig noch weitere Informationen liefern, die Gigers Arbeit erleichtern. «Die Daten der Smart Meter helfen uns bei der Netzplanung, da wir künftig viel genauer wissen werden, wann und wie stark das Stromnetz ausgelastet ist.» Auch hier geht es darum, entsprechende Lastspitzen zu erkennen und Lösungen zu finden, sie zu umgehen. «Hohe Lastspitzen lösen nicht nur Stromausfälle aus, sondern erfordern unter Umständen einen teuren Netzausbau», sagt Jan Giger. «Je geringer die Spitzenwerte also ausfallen, desto günstiger ist der Strom für uns alle.»
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